Interview mit Christian Liebrecht
Der ehemaliger Bürgermeister und Kandidat für den Kreistag Lippe im Interview
Du kandidierst für den Kreistag in Lippe. Was bewegt dich zu diesem Schritt?
Bis vor sechs Jahren war ich Bürgermeister in Lage. Seitdem hat sich viel geändert, in der Welt, im Land, im Kreis und in der Stadt, fast überall zum Negativen. Besonders im Kreis Lippe ist viel zu tun, um viele Fehlentwicklungen zu korrigieren. Daher möchte ich mithelfen und meine kommunalpolitische Erfahrung einbringen. Wir haben mit Meinolf Haase einen sehr starken Landratskandidaten. In seinem Team möchte ich mich für Lippe und für unsere Stadt Lage einsetzen.
Welche Themen möchtest Du als Kreistagsmitglied als erstes anpacken?
Meine Schwerpunkte sind:
-Moderne Verwaltungsstruktur, Bürokratieabbau, der Kreis als Dienstleister
-Reform der Kreis Finanzen mit deutlichen Einsparungen
-Unterstützung der Wirtschaft
-Sicherung und Entwicklung des Gesundheitsstandortes Lippe.
Wie beurteilst du die aktuelle Situation der Stadt Lage?
Die neuen Bürgermeister hatten es nicht leicht in dieser Amtszeit, Corona, Energiekrise, Krieg in der Ukraine, Inflation und einiges mehr. Jetzt stehen viele Städte am Abgrund. Trotzdem darf man ein städtisches Defizit in 2025 von über 15,5 Millionen nicht einfach hinnehmen. Hier muss man kämpfen und jede Möglichkeit nutzen, die Stadtfinanzen zu entlasten, insbesondere im Personalbereich. Das ist Aufgabe eines Bürgermeisters. Spätestens seit der Verhängung der Haushaltssperre durch den Kämmerer letzte Woche, besteht dringender Handlungsbedarf beim Bürgermeister.
Wie geht das? Du hast in deiner Bürgermeister Zeit die Personalkosten auf Kurs gehalten. Bürgermeister Kalkreuter hat 76 neue Stellen geschaffen.
Alle Stellen müssen überprüft werden. Die Personalkosten sind von 2019-2025 um mehr als 50 % gestiegen. Wir sprechen hier von einer Steigerung von über 10 Millionen €. In dieser angespannten Situation wird eine unnötige zusätzliche Juristenstelle besetzt, die abgeschafft wurde, weil man eng mit dem Kreis zusammengearbeitet und Synergien genutzt hat. Diese Stelle alleine belastet den Haushalt mit mehr als 100.000 €.
Die Stadt Lage hat viele Anträge zu Fördermitteln gestellt. In deiner Amtszeit hast du nur sehr gezielt Gebrauch davon gemacht, warum?
Fördermittel sind süßes Gift, so zum Beispiel die Renovierung des historischen Rathauses. 2019 hatten wir dafür 880.000 € im Haushalt eingestellt auch inklusive Barrierefreiheit mit Fahrstuhl. 2020 wäre diese Baumaßnahme fertig gewesen. Bürgermeister Kalkreuter hat den Umbau gestoppt wegen zu erwartender Zuschüsse. Nun sechs Jahre später sind die Zuschüsse endlich genehmigt. Der Umbau kostet jetzt mittlerweile eher 6,0 Millionen €. Der städtische Anteil liegt bei circa 2,0 Millionen €, also fast dem dreifachen. Das meine ich mit süßem Gift.
Ein Wort zum Ärztehaus. Was hältst du davon?
Ein Ärztehaus ist extrem wichtig für die Stadt. Es ist gut, dass sich der Bürgermeister endlich an die Spitze der Bewegung für die Errichtung gesetzt hat. Leider etwas spät. Schon 2020 waren die Pläne für das Ärztehaus an derselben Stelle fertig und hätten umgesetzt werden können. Jetzt wird es teurer und einige Ärzte haben sich schon in den Nachbargemeinden angesiedelt, weil man dort deutlich aktiver gewesen ist.
Was können wir und deine Wähler von dir erwarten, wenn du gewählt wirst?
Eine starke Stimme für die Stadt Lage im Kreis Lippe, deutliche Worte und entsprechendes Handeln zur Entlastung der Städte und Gemeinden bei der Kreisumlage, damit sie wieder Luft zum Atmen bekommen.